Airbus A340

Liebe Freunde der Fliegerei

Mit dieser neuen Homepage möchte ich auch mit einem Blog starten, welcher verschiedenste Themen in der Luft und Raumfahrt behandelt. Wenn möglich versuche ich ein Jubiläumsdatum für die spezifischen Artikel zu finden und werde ein wenig erzählen, was damals passiert ist.
Ich wünsche viel Spass beim Lesen!

Wir tauchen in die Geschichte der Aviatik ein und öffnen ein Kapitel welches vor 30 Jahren geöffnet wurde -am 25. Oktober 1991- auf dem Toulouse-Blagnac Flughafen, als sich ein brandneues Flugzeug zu seinem Jungfernflug bereit machte:

Der neue und erste von Airbus hergestellte Flieger mit vier Triebwerken, dem Airbus A340.

Die Geschichte begann im Juni 1987, als Airbus ein neues Ultra-Langstreckenflugzeug auf den Markt bringen wollte. Dieser Bereich wurde bis dahin ausschliesslich von den Amerikanern dominiert. Airbus hatte bis dahin auch erst eine A300 für Kurz- und Mittelstrecke sowie den etwa gleich kleinen A310 für Langstrecke, aber mit nur begrenzter Passagierkapazität, im Angebot. Der A320 war das jüngste Mitglied in der Airbus-Flotte. Doch dieses Modell war noch kleiner und nur für Kurz- und Mittelstreckenflüge ausgelegt. Airbus hatte hier also grossen Aufholbedarf.
Die Firma startete gleich zwei Grossraumflugprojekte. Das Eine mit zwei Triebwerken, den A330, und die den Anderen, die A340, mit deren vier. Die Beiden Flugzeuge sind fast identisch. Der Rumpf, wie auch die Tragflächen, Höhen- und Seitenruder haben exakt dieselben Masse. Auch das Cockpit ist fast identisch. Damit war es möglich, dass ein A330 Pilot ohne grosse Umschulung auf den A340 wechseln konnte und umgekehrt. Auch für die Wartung waren die Flugzeuge sehr ähnlich, was Ausbildungskosten und Ersatzteilvielfalt sehr reduzierten.
Es stellt sich die Frage weshalb man zwei verschieden Flugzeug bauen respektive kaufen soll, wenn sie sich nur durch die Anzahl Triebwerke unterscheiden. Zudem sind 4 Triebwerke unter dem Strich immer wesentlich durstiger als zwei, auch wenn sie kleiner sind. Die Mechaniker sprachen oft vom «double-trouble» Flieger. Zu Deutsch «doppelter-Aufwand oder doppelter-Ärger» Flieger. Triebwerke sind nach wie vor die wartungsintensivsten und komplexesten Komponenten an einem Flugzeug.

Trotzdem hatte der 4-Strahler seine Berechtigung, denn in den 80er Jahren galt u.A. ein Gesetz (ETOPS: Extended-range Twin-Engine Operation(al) Performance Standards) welches vorschrieb, dass ein Flugzeug mit nur zwei Triebwerken immer in der Nähe eines Flughafens operieren muss. Falls ein Triebwerk ausfällt, kann die Maschine innerhalb kurzer Zeit auf einem Ausweichflugplatz landen. Somit wurden Transatlantikflüge mit den sogenannten «Twinns» nur mit Umwegen z.B. über Kanada, Grönland, Island möglich. Oftmals bedeutete dies grosse Umwege und eine Verlängerung der Flugzeit. Mit dem A340 konnte diese ETOPS-Vorgabe ignoriert werden.

Der diesbezüglich wohl eindrücklichste Zwischenfall passierte mit einem A330 der Air Transat (Flug 236), welcher tatsächlich einen Ausfall beider Triebwerke über dem Atlantik hatte und anschliessend den mit 19 Minuten längsten Segelflug eines Airliners absolvierte (120km!). Die Notlandung auf einem Militärflugplatz auf den Azoren glückte und es kam niemand zu Schaden.

Jetzt aber zurück zu der A340:
Durch die immer grössere Zuverlässigkeit moderner Triebwerke wurden die ETOPS-Vorgaben immer mehr gelockert, und als Boeing die Tripple-Seven auf den Markt brachte -einen Zweistrahler mit den bis heute Leistungsstärksten Triebwerken der Welt- bekam der kleiner A340 sehr grosse Konkurrenz aus Seattle. Die A340 war mit den Betriebskosten wesentlich teurer, weshalb der Absatz massive Einbussen erlitt.

Airbus startete deshalb mit dem A340-500 und 600 -zwei massiv gestreckte Version, mit zudem neuen, leistungsstärkeren aber auch durstigeren Triebwerken- einen weiteren Versuch, das Flugzeug noch länger verkaufen zu können. Die 500er Version war als Ultralangstrecken-Flugzeug ausgelegt worden, welches die Erde mit nur einer Zwischenlandung komplett umrunden konnte. Weltrekord! Die 600er Version war noch länger, besass deshalb aber nicht mehr ganz die Reichweite, wie die 500er. Die Leistungen waren beeindruckend, aber leider nur für einen kleinen Nischenmarkt wirklich interessant gewesen. Die allerwenigsten Airlines wollen Nonstop um den halben Globus fliegen. Wenn man dies tut, ist man schnell einmal bei 18 bis 20 Stunden Flugzeit. Das wäre bei einer Economy-Bestuhlung, je nach Sitznachbar, fast nicht zum Aushalten. Deshalb haben viele A340-500 Nutzer die Maschine mit nur einer Business-Klasse-Bestuhlung angeboten. Das setzt aber wiederum sehr kaufkräftige Kunden voraus und es war schwer, die Flugzeuge angemessen mit Passagieren zu besetzen um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten. Zudem bot Boeing eine Leistungsgesteigerte Tripple-Seven an, die Boeing 777-300ER (ER=Extended Range / vergrösserte Reichweite) welche mit Ihren zwei Triebwerken immer noch wesentlich weniger Kerosin verbrauchte, im Unterhalt günstiger war und erst noch wesentlich mehr Fracht und Passagiere transportieren konnte. Nur die Reichweite der A340-500 erreichte sie nie, was aber nicht wirklich ein grosser Nachteil war. Nonstopflüge von Los Angeles nach Zürich z.B. stellen für die Boeing 777-300ER kein Problem dar. Und der Markt wäre vermutlich einfach zu klein, um von Zürich aus Direktflüge nach Neuseeland anzubieten.
Deshalb stellte Airbus die Produktion der A340 am 10. November 2011 relativ früh für einen Airliner wieder ein. Das Schwesterflugzeug, die zwei-Strahlige A330, hatte wesentlich mehr Erfolg und wird bis heute -jetzt als A330-800 und 900neo- weiter produziert.

Ich persönlich hätte dem A340 mehr Erfolg gewünscht, denn optisch gefällt mir der A340 (besonders der 600er) von allen gebauten Airbus-Typen nach wie vor am besten. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis dieser Vogel ganz von unserem Himmel verschwunden sein wird. Es ist aber leider das Schicksal aller vier-Strahler, dass diese Flugzeuge wohl keine allzu grosse Zukunft mehr haben werden. Das betrifft auch die beiden Königinnen der Lüfte, die A380 wie auch die Boeing 747.

Aber das ist eine andere Geschichte.


Von der A340 sind verschiedenste Versionen von der -200 bis zur -600 in unterschiedlichen Massstäben bei mir erhältlich: